Foto: Mori Ogai Gedenkstätte Berlin/Hisako Yamane

Ogai mit Kommilitonen in Berlin. (Foto: Mori-Ogai-Gedenkstätte/Hisako Yamane)

Ein Junge vom Land, mit großen Träumen.

Mori Ōgai als Mori Rintarō am 17. Februar 1862 in Tsuwano geboren, war ein japanischer Militärarzt, Dichter, Philosoph, Künstler und Übersetzer. Sein Künstlerpseudonym Ōgai, welches „Möwenfern“ bedeutet, gebrauchte er mit Unterbrechungen zwischen den Jahren 1885 bis 1913.

In Japan ist die Familie das Wichtigste

Rintarô 林太郎 ist sein Vorname. Mori 森 der Nachname. Im Japanischen steht der Nachname an erster Stelle, weil die Familie das Wichtigste ist.

So wird aus Rintarô Mori in Japan Mori Rintarô – so wie Haruki Murakami, dessen Werke einige von euch kennen, in Japan MURAKAMI Haruki heisst.

Wie ihr seht, hat sein Vorname Rintarô 林太郎 der aus zwei Bäumen  bestehende Zeichen Rin 林, welches für „Wäldchen“ oder „Hain“ steht; Tarô hingegen bedeutet Erstgeborener. Das Kanji Mori 森 bedeutet Wald, folglich beinhaltet das Zeichen drei Bäume.

Ziemlich einleuchtend, oder?

Gewiss bin ich,
der ich nun in den Osten zurückkehre,
nicht mehr derselbe, der vor Jahren über
das Meer gen Westen reiste

Mori Ôgai, 1890

Tausendsassa mit 100 Namen.

Ôgai 鷗外 ist das bekannteste seiner fast 100 Pseudonyme. Auch Goboku (fünf Bäume), nach dem dieser Blog benannt ist, zählt dazu.

Unter diesem Namen hat er einen ewigen Platz als Autor und Übersetzer in der Literaturgeschichte seines Landes. Wie in Japan nennen wir ihn der Kürze halber ab jetzt einfach Ôgai. Wie auch bei uns mit Goethe oder Schiller, wird  Ôgai in Japan als Dichterfürst 文豪 bungô bezeichnet.

Mit streunenden Hunden hat das eher weniger zu tun.

Viele moderne Medien bedienen sich bis heute des Namens "Mori Ōgai"

Influencer sein, bevor es cool wurde.

Sein vielfältiges Schaffen und der Drang nach Austausch machten Ihn in intellektuellen Kreisen zum Influencer seiner Zeit.

Vorformen dessen, was heute ein Blog ist, wusste er geschickt und früh zu nutzen. Er sah es als seine Mission an, seine Auslandserfahrungen und sein Wissen aus fremdsprachlicher (vor allem deutscher) Lektüre über verschiedenste Kanäle an seine Landsleute weiterzugeben.

Wandmalerei in Auerbachs Keller zu Ehren Ogais. (Links Mephisto, Mitte der junge Ogai, rechts Faust)

"Der japanische Goethe"?

Er galt als Institution für Deutschlandfragen. Auch wenn der Vergleich etwas hinkt: oft wird er gern als der „japanische Goethe“ bezeichnet, weil er sich für die erste Übersetzung beider Teile von Goethes „Faust“ (1913) ins Japanische verantwortlich zeigte. Und das mit überragendem Einschlag: Übersetzer in China und Korea griffen darauf zurück.

Live long and prosper.

Am Ende seines 60jährigen Lebens hinterließ er ein 38 bändiges Gesamtwerk, bestehend aus (etwa 130) Übersetzungen, eigenen literarischen Werken und Tagebüchern, medizinischen Texten, einer Langzeitkolumne und zahlreichen Artikeln zum Theater, Kunst, Ästhetik, Philosophie.

Rückübersetzt wäre die Gesamtausgabe wohl dreimal so umfangreich.

Warum Ōgai heute so wichtig ist.

Pandemien, Populismus, Nationalismus und gesellschaftliche Umschichtungen waren Dinge, die Ogai und seine Zeitgenossen geprägt und beschäftigt haben. Allzu vertraute Parallelen zu unserer Gegenwart kehren nun zurück und definieren die Aufgaben unserer Generation.

Ôgais Leben, seine Schriften und Deutschland-Tagebücher gelten deshalb als unschätzbar wertvolle Indikatoren, als Kompass und als Lehrstück, wie man den Herausforderungen unserer Zeit durch Neugier, Tatendrang und gegenseitigen Austausch entgegen kann.

In allen von uns steckt ein Ôgai. Deshalb ist die Kampagne „I AM RINTARO“ nicht als geschlossener Kosmos zu sehen, sondern wächst durch den Beitrag jedes einzelnen. Die Reise beginnt 2021.

160 Jahre, die verbinden.

2021 markiert ein Jahr des Wandels. 

Selten kam eine Trennung so unerwartet und absolut wie im letzten Jahr. Umso stärker ist die Sehnsucht nach Begegnung und Austausch. Das ist die Triebfeder dieses Projektes. 

Durch I AM RINTARO begründen wir ein Novum in der Kulturarbeit, geben dem Schaffen Mori Ōgais eine Plattform und sein Erbe durch digitale Technologie restaurieren, weiterführen und mit der jungen Generation teilen.

So lässt sich dieses wichtiges Jubiläum zeitgemäß feiern.

Es gibt viel zu tun!

Begleitet „Rintaro“ auf seinen Reisen auf Instagram und schaut regelmäßig für Zusatzinformationen auf diesem Blog vorbei. Es lohnt sich!

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